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Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Forschungsschwerpunkte

Die jeweiligen Forschungsschwerpunkte der Professur lassen sich den vier veranschaulichten Oberthemen Accounting & Audit, Corporate Governance, Corporate Social Responsibility und Social Media Impact zuordnen.

 

Grafik der im nachfolgenden Text beschriebenen Forschungsschwerpunkten des Lehrstuhls IRWP © IRWP

Accounting & Audit

Getrieben von der Internationalisierung der Kapitalmärkte bestimmen Rechnungslegungssysteme wie IFRS und US-GAAP zunehmend auch die deutsche Bilanzierungspraxis. Seit 2005 sind die IFRS von sämtlichen kapitalmarktorientierten europäischen Unternehmen im Rahmen der Konzernabschlusserstellung verbindlich anzuwenden. Auch der Mittelstand bilanziert z.T. (freiwillig) nach IFRS, um den Informationsbedürfnissen zahlreicher Share- und Stakeholder entsprechen zu können und eine höhere Vergleichbarkeit mit Jahresabschlüssen ausländischer Unternehmen gewährleisten zu können.

Eine explizite Berücksichtigung von Erfordernissen und Implikationen der internationalen Rech­nungs­legung ist demnach eine unabdingbare Voraussetzung, um eine sachgerechte Bilanzierungspraxis gewährleisten zu können. Die Unterschiede der Rech­nungs­legung nach nationalen Vorschriften und internationalen Standards werden kritisch evaluiert und hinsichtlich ihrer Interdependenzen zu anderen betriebswirtschaftlichen Bereichen untersucht. So geht es u.a. darum, die Fortentwicklung der Rech­nungs­legung aus wissenschaftlicher Sicht kritisch und konstruktiv zu begleiten. Hierfür bedarf es einer fundierten Auseinandersetzung mit den Kernfragen einzelner Vorschriften sowie die kritische Auseinandersetzung mit existierenden Rechnungslegungs- und Publizitätsregeln. Hier werden Erklärungsansätze zum Wirkungsgehalt (z.B. auf Kapitalmärkte, auf wichtige Vertragspartner wie Banken, Arbeitnehmervertreter etc.) entwickelt.

Forschungsfragen können insbesondere auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Rech­nungs­legung erfassen. Die Anwendung, Interpretation, Durchsetzung und Überprüfung der Rech­nungs­legung ist regelmäßig kulturell beeinflusst und damit Gegenstand nationaler Gesetzgebung (insbesondere Gesellschaftsrecht, Kapitalmarktrecht, Steuerrecht). Hier ergeben sich interdisziplinäre Forschungsfragen, die z.B. an der Schnittstelle von Ökonomie und Recht angesiedelt sind.

Die externe Rech­nungs­legung ist entscheidend für das Funktionieren von Märkten. Das Vertrauen in diese Abschlüsse wiederum wird gestärkt durch die Wirt­schafts­prüfung, die eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung normenkonformer Rech­nungs­legung ist. Der stetige Wandel der Wirtschaftsprüfungspraxis durch nationale und internationale Regulierung stellt eine große Herausforderung an die Prüfungspraxis und die Unternehmenslandschaft dar. In diesem Zusammenhang werden sowohl normative als auch empirische Forschungsfragen hinsichtlich der Entwicklung, Implementierung und Anwendung von Rechnungslegungsstandards beleuchtet. Auch die Entwicklung von Standards im Rahmen der Wirt­schafts­prüfung wird in Forschungsprojekten vertieft.

Fragestellungen im Bereich der Wirt­schafts­prüfung und der internationalen Rech­nungs­legung und deren Einfluss auf die Rechnungslegungsqualität und die Kapitalmarktwirkung von Unternehmen werden dem Investor-Relations-Ansatz gerecht, bei welchem die zielsetzungsgerechte Vermittlung von Informationen im Mittelpunkt steht. Insbesondere werden regulative Veränderungen, wie beispielsweise die Diskussion um die Einführung einer Pflichtrotation auf Gesellschaftsebene, hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Rechnungslegungsqualität untersucht.

Corporate Social Responsibility

Wenngleich häufig von Corporate Social Responsibility (CSR) gesprochen wird, so hat sich im Rahmen der Berichterstattung der Begriff Nachhaltigkeit duchgesetzt. CSR kann zu einem Wettbewerbsvorteil werden, indem sich ökologische und soziale Effizienz auch ökonomisch auswirken. Nachhaltig agierende Unternehmensakteure richten ihre Aktivitäten gleichwohl an sozialen, ökonomischen und ökologischen Zielsetzungen aus. Divergierende Anspruchsgruppen und deren Erwartungen verhindern jedoch eine einheitliche und intersubjektiv nachvollziehbare Beurteilung von Nachhaltigkeitsberichten, insbesondere hinsichtlich der Performance-Relevanz. Daraus erwachsen Anforderungen an Beurteilungsinstrumente und Herausforderungen in regulatorischer und entscheidungstheoretischer Hinsicht.
Die internationale Nachhaltigkeitsberichterstattung haben vor allem zwei Faktoren entscheidend gefördert: Einerseits die Arbeit der Global Reporting Initiative (GRI) , die den international anerkannten GRI-Leitfaden für Nachhaltigkeitsberichterstattung (GRi G4) vorgelegt hat. Andererseits die zunehmende Bedeutung der ökologisch-ethischen Finanzanlagen (Socially Responsible Investments, SRI) und der entsprechenden Indizes wie z.B. der Dow Jones Sustainability Group Index. Hierfür bewerten entsprechende SRI Ratingagenturen die Performance der Unternehmen im ökologischen und im sozialen Bereich. Dabei stützen sie sich u.a. auch auf die von den Unternehmen publizierten Nachhaltigkeitsberichte.

Im Rahmen empirischer Forschung stellt sich dabei die Frage, inwieweit sich eine gemeinsame nachhaltige Unternehmerausrichtung positiv auf Stakeholder, die (non-) financial Performance sowie das Risikomanagement und somit die Risikominimierung auswirkt.

Social Media Impact

Die Einführung von sozialen Medien wie beispielsweise Facebook oder Twitter hat die Vernetzung der Welt und der Menschen untereinander erheblich verändert. Das Wachstum der Social Media Netzwerke hat jedoch auch wirtschaftliche Folgen, da inzwischen viele kapitalmarktorientierte Unternehmen die Möglichkeit jener erkannt haben und somit eigene Accounts pflegen. Mithilfe der eigenen Onlinepräsenz auf Websiten wie Facebook oder Twitter erhalten die Unternehmen die Möglichkeit mit ihren Stakeholdern in Kontakt zu treten. Da einige Meldungen der Unternehmen jedoch auch explizit deren Wirtschaftlichkeit an sich betreffen, kann davon ausgegangen werden, dass die Kommunikation auf Social Media Plattformen Einfluss auf die Kursentwicklungen der Unternehmen haben könnte. Die Professur für Internationale Rech­nungs­legung und Wirt­schafts­prüfung untersucht in einigen empirischen Studien wie erheblich das Ausmaß an Einfluss in Wirklichkeit ist.

Auch im Rahmen von Abschlussarbeiten wird das Thema rund um die Unternehmenskommunikation über digitale Kanäle untersucht. Herr Patrick Schönenberg verknüpft in einem aktuellen Mastarbeitsprojekt diesen Themenblock mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Hierbei stellt sich die Frage, ob Unternehmen aktiv die Möglichkeit einer interaktiven Stakeholder-Kommunikation bzgl. CSR Informationen über Twitter nutzen und inwieweit Stakeholder auf die CSR Kommunikation via Twitter reagieren.

Corporate Governance

Unter dem Begriff „Corporate Governance“ wird der rechtliche und faktische Ordnungsrahmen für eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung und -kontrolle verstanden. Die Schwerpunktthemen der Professur IRWP – Rech­nungs­legung und Wirt­schafts­prüfung – sind zentrale Bestandteile dieses Ordnungsrahmens. Die jüngsten Unternehmensskandale etwa um Wirecard und Volkswagen haben dieses Thema wieder massiv in das Lichte der Öffentlichkeit, des Gesetzgebers und der Forschung gerückt. In Folge des Wirecard-Skandals wurde das Bilanzkontrollverfahren durch das Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz (FISG) grundlegend reformiert. Damit steht auch die Corporate Governance vor erheblichen Änderungen, aus denen sich vielfältige Forschungsfragen ergeben.

Unternehmensskandale, die die Corporate Governance in den Blickpunkt rücken, treten allerdings nicht nur im privatwirtschaftlichen Bereich auf. Auch in den speziellen Bereichen öffentlicher Unternehmen und Nonprofit Organizations (NPOs) lassen sich immer wieder Beispiele für Missmanagement und Veruntreuungen finden. Hier ist ein eklatantes Forschungsgefälle zu konstatieren: Während zu verschiedene Fragestellungen der Corporate Governance in der Privatwirtschaft zahlreiche empirische Studien vorliegen, ist die Corporate Governance in öffentlichen Unternehmen und NPOs bisher nahezu unerforscht. Gerade diese beiden Bereiche – öffentliche Unternehmen und NPOs – haben aber eine enorme Relevanz für die öffentliche Daseinsvorsorge und sind so von gesamtgesellschaftlichem Interesse. Die Professur IRWP trägt mit aktueller Forschung zu einem erweiterten Verständnis der Corporate Governance auch im Bereich öffentlicher Unternehmen und NPOs bei.